Newsletter August 19

Liebe Freunde, liebe Eltern, liebe Interessierte

 

Es tut sich wundersames im Grabser Riet... dort zwischen Bächlein und Feldweg, auf grüner Wiese, wächst seit Anfang August Tag für Tag ein, nein zwei Gebäude. Wände aus Holz und Stroh? So ein grosses Dach? Wer darf denn da auf offenem Feld überhaupt bauen? Also das Haus für den Badesee kann es ja nun nicht mehr sein... aber was sonst?

 

Der ausführliche Artikel im Werdenberger und Obertoggenburger klärt zumindest die einheimische Leserschaft auf: ein Haus für das kleine Kind, genannt Storchennest, soll es werden! Und ja, Sie erraten es, der Verein Spielraum-Lebensraum Grabs darf dieses ganz besondere Haus nach Fertigstellung bewohnen, beleben und bespielen. Eine solche Gelegenheit passiert wohl nur in den allerwenigsten Fällen einer Vereinsgeschichte und wir sind uns diesem grossen Geschenk sehr bewusst.

Wenn wir heute auf unsere Wiegestube, die Spielgruppen, die Kinderstube und Sandbank schauen, dann vergessen wir manchmal, wie klein alles vor bald 20 Jahren begonnen hat. Aus einer Gruppe, daheim in den eigenen vier Wänden, wurden mehrere, dann ein Verein, ein Raum im Dorf wurde gemietet und bald schon entstand Bedarf nach mehreren Räumen und die Tuchfabrik wurde eigenhändig umgebaut. Mit jedem Umzug und mit jeder Vergrösserung entstand wieder etwas Neues- kreative Ideen konnten umgesetzt  und ausprobiert werden.

Es braucht einen langen Schnauf, Durchhaltewillen und vor allem ein Team, das sich gegenseitig stützt und unterstützt, um diese Arbeit weiterzubringen und an der Vision dranzubleiben, geschützte Räume und Orte für Eltern und ihre kleinen Kinder zu schaffen. Aber welche Kraft, Energie und Überzeugung braucht es, um dafür ein ganzes Haus zu bauen?

Vielleicht erraten Sie es auch hier- es braucht den ganzen Einsatz von Maria Luisa Nüesch, der Frau, welche den Grundstein des Vereins Spielraum-Lebensraum Grabs gelegt hat!

Was immer du tun kannst oder wovon du träumst- fang damit an. Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.

 

Johann Wolfgang von Goethe

Seit sie vor vielen Jahren ihren ersten Kindergarten in Malans gegründet und aufgebaut hat, träumt sie von einem Haus, welches in seiner Architektur und Beschaffenheit ganz auf die Bedürfnisse des Kleinkindes abgestimmt ist. Mit Jan Schmid und Lukas Gantenbein fand sie zwei junge Berufsleute, die ihre Ideen und Vorstellungen baulich umzusetzen wissen. Im oben genannten Zeitungsartikel wird Jan Schmid so wunderbar zitiert, wie er von der "jugendlichen Unverfrorenheit" der Bauherrschaft profitiert. Hier können Sie den ganzen Artikel nachlesen.

Kein Röhrenblick sondern die Zukunft im Visier! Das Bild entstand bei der Grundsteinlegung, welche vom ganzen Verein gebührend gefeiert wurde.

Seit der Grundsteinlegung ist ganz viel geschehen... auf unserer Homepage lesen Sie über die verschiedenen Bauetappen. So ist es Ihnen möglich, am Wachsen und Werden des Storchennestes auch aus Distanz ein wenig teilzuhaben. Hier gehts zu den Infos...

Letzte Woche haben wieder neue Gruppen gestartet, vermutlich die letzten am alten Ort. Kleine Kinder und ihre Mütter, welche in der Wiegestube oder der Spielgruppe das finden, was ihnen gut tut- einmal ist es die Ruhe, welche das Spiel oder die Entdeckungslaune zulässt, ein andermal  ist es die Anregung durch andere Kinder oder mit einer einfachen Geschichte oder einem Handgestenspiel, welches Fantasie und Seelennahrung bringt. 

Auch an anderen Orten ging es wieder los, ehemalige Spielgruppenkinder wechselten in den Kindergarten, unsere vier Spielgruppen füllen sich mit neuen Kindern und in der Kinderstube hat die Eingewöhnzeit schon vor den Ferien begonnen. All diese Veränderungen im Alltag von Kind und Eltern bringen zuerst oft etwas Unruhe mit sich. Abläufe müssen angepasst werden, es stehen neue Herausforderungen an, das Kind muss anders kooperieren als vorher zuhause- da können die Erwachsenen schon mal zum Ventil werden, um Spannungen und Druck abzulassen. Das kann anstrengend sein, ist aber ganz normal und ein Zeichen, dass sich das Kind seiner Bindung sicher ist. Hier hilft, für alles ein wenig mehr Zeit einzuplanen, ganz besonders für die Übergänge. Vielleicht gelingt es mir, ein paar Minuten früher am neuen Ort zu sein, damit sich das Kind in Ruhe vom mir verabschieden kann. Vielleicht kann ich einen Moment vor der Abholzeit schon dort sein und mir Zeit nehmen, durchzuatmen und mich in Gedanken auf mein Kind einzustellen. Wie geht es mir, wie geht es meinem Kind, das einfache Bewusstmachen und Annehmen tut unserer  Beziehung  schon gut! Und wenn dann alles ganz rund läuft, kann ich mich darüber freuen, dass ich in der Zwischenzeit meine Einkäufe schon erledigen konnte und mein müdes Kind nach der Spielgruppe gleich nach Hause kann um sich auszuruhen!

 

Nach vielen Jahren mit Schmerzen und gesundheitlichen Problemen ist in diesem Juli Jesper Juul in Dänemark gestorben. Wie kein anderer plädierte Jesper für mehr persönliche Verantwortung statt blindem Gehorsam, er sprach über Selbstgefühl, Integrität, Authentizität und Gleichwürdigkeit. Seine vielen Bücher sind leicht verständlich geschrieben und begleiten so viele Eltern weltweit. Er war mein Lehrer während meiner Weiterbildung bei Familylab und seine Worte berührten mich immer wieder aufs Neue!  Ich bin unendlich dankbar für sein Schaffen!

 

Jesper Juul sagte immer:

„Kinder werden mit sozialen und menschlichen Eigenschaften geboren. Um diese weiterzuentwickeln, brauchen sie nichts als die Gegenwart von Erwachsenen, die sich menschlich und sozial verhalten.“

 

Diese Worte können uns als Eltern gelassen machen, immer wieder neu und vielleicht eben ganz besonders in hektischen Zeiten, wo alles ein wenig anstrengender ist als sonst. Diese Gelassenheit  wünsche Ihnen von ganzem Herzen.

 

Jeannette Berger