Die Kunst der Begleitung kleiner Kinder

 

In einem originell gestalteten und reich bebilderten Buch möchte die Schweizerin Maria Luisa Nüesch ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Begleitung kleiner Kinder weitergeben. So  ist ein berührendes Lesebuch für alle entstanden, die mit dem kleinen Kind zu tun haben – von der Schwangerschaft bis hin zu den ersten Gruppenerfahrungen. Es unterstütz und bereichert sowohl Fachleute wie auch Eltern, sich bei den Themen rund um das Kind Anregung, Wahrnehmungshinweise oder auch Bestätigung zu holen.

 

Die Aufmachung des im Selbstverlag vom Verein Spielraum-Lebensraum herausgegebenen Buches ist ansprechend und unterstützt den Text farbenfroh mit passenden Fotos, Literaturangaben und Hinweise zur weiteren Vertiefung. Die Autorin Maria Luisa Nüesch (geb. 1949) hat nach der Tätigkeit als Kindergärtnerin Eurythmie studiert und sich über Jahrzehnte für eine angemessene geistig-seelische Umgebung und besonders das freie Spiel der Kinder eingesetzt. In den letzten zehn Jahren hat sie sich dem Aufbau von Eltern-Kind-Gruppen und Wiegestuben in dem kleinen Örtchen Graps gewidmet und eine Begleitungskunst für diese Gruppen entwickelt. Sie möchte deshalb mit diesem Buch ein Zukunftsmodell vorstellen, das die Gesinnung und Haltung der Leser und Leserinnen einstimmen möchte für die Arbeit mit Familien und in Betreuungssituationen. Das Buch hat dabei nicht den Anspruch, linear und systematisch die zur Kleinkindpädagogik gehörenden Themen abzudecken, sondern beschreibt aus dem Leben und der Erfahrungen in der Arbeit vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. So sind aphoristische Zusammenstellungen entstanden, die ein leichtes Einsteigen des Lesers ermöglichen. Schon bald ist im Lesen zu erleben, wie hier ein vorbildliches Konzept im Umgang mit dem kleinen Kind vorliegt. Der 7.000 Seelen Ort bietet zwölf Eltern-Kind- Gruppen und vier Spielgruppen im Verein Spielraum-Lebensraum an und aus diesem Leben werden die Inhalte des Buches geschöpft.

 

Zusätzlich zu ihrem Impulsen aus der Waldorfpädagogik war sie inspiriert von den Forschungsergebnissen Emmi Piklers. Die Beobachtungen des Kindes und der daraus folgende Respekt vor seiner Autonomie in der Bewegungsentwicklung und im Spiel und Würde stellt die Basis ihrer Erfahrungen dar. Die liebevoll und kooperierende Pflege des kleinen Kindes, die aus dem Buch spricht, bildet die Voraussetzung für die Selbstentwicklung.

Die Themen sind mit Beispielen untermalt, die situativ eine Szene einfangen, in der ein Kind in seiner Entwicklung beschrieben wird, eingebettet in die Darstellung wesentlicher Entwicklungsgedanken.

 

Das Buch macht nicht Halt vor wichtigen Gefährdungen des kleinen Kinde, wie z. B. die heutige Bedrohung durch die elektronische Welt. Nüesch macht z. B. aufmerksam auf die schnelle Unbedachtheit zu vieler Ultraschalluntersuchungen, auf die Qualität der Schwangerschaftsuntersuchungen und in beidem auf die Wirkung für den Fötus. Der Schutzraum nach der Geburt, der der wesentlichen Bindung dient, wird beschreiben, die Qualität der Wärme, des Ungestörtsein von äußeren Einflüssen, die Liebe und Beziehung zur Natur, der Musik. Auch auf Einzelheiten wie z. B. auf das Tragen, den Kinderwagen usw. wird eingegangenen und letztendlich immer wieder aus den Bedürfnissen des Kindes nach Blickkontakt, nach Bewegung argumentiert.

 

Von diesem Buch profitieren Eltern-Kind-Gruppen-Leiterinnen für die Arbeit in ihrem Spielraum und auch Eltern, die sich in vielen Fragen an den Ausführungen und  Beispielen sicher wieder finden.

                                                                                  Claudia Grah-Wittich

Buchbesprechung in „Erziehungskunst“

Maria Luisa Nüesch

Begleitungskunst in Eltern-Kind-Gruppen

Verein Spielraum-Lebensraum CH-Grabs 2015